Humanembryologie und Teratologie
Lehrtext 9: Verdauungssystem 28: Störungen der Entwicklung 6
Anomalien der Leber und des Pankreas
Leber. An der Leberpforte treten häufig Variationen der Gänge und der Blutgefäße auf. Diese haben zwar in der Regel für die Funktion der Leber keine Bedeutung, die Kenntnis dieser Variationen ist aber für chirurgische Interventionen wichtig. Die Gallenblase kann in seltenen Fällen fehlen, nur rudimentär ausgebildet oder verdoppelt sein. Beim Ductus cysticus kommen Verdoppelungen oder Atresien vor. Die intra- und extrahepatischen Gallengänge gehen während der Entwicklung zuerst durch ein Stadium, in welchem sie kein Lumen haben. Wenn danach die Kanalisierung ausbleibt, kommt es zu einer Gallengangatresie. Möglich ist aber auch, dass die Atresie durch Entzündungen verursacht wird.
Pankreas. Pankreatisches Gewebe kann heterotop an verschiedenen Orten des Verdauungskanals auftreten. Aus bisher noch nicht geklärten Gründen kann das Gewebe des dorsalen und des ventralen Pankreas kreisförmig das Duodenum umgeben (Pancreas anulare). In schweren Fällen kann dabei das Duodenum so eingeengt werden, dass es zu einem Verschluss kommt. Bei der zystischen Fibrose (Mukoviszidose) ist das Pankreas besonders häufig betroffen. Bei dieser autosomal rezessiv vererbten Erkrankung ist der Chloridtransports durch epitheliale Membranen gestört. Die Viskosität exokriner Sekrete wird erhöht. Dies führt zu einer Verstopfung der Ausführungsgänge des Pankreas und der Leber. In der Lunge wird der Bronchialschleim zähflüssig. Dadurch kommt es zu chronischer Bronchitis, Pneumonie und Bronchiektasen.