Humanembryologie und Teratologie

Lehrtext  6: Lunge und Pleurahöhlen  4: Fetale und postnatale Periode der Lungenentwicklung

Pseudoglanduläre, kanalikuläre, sakkuläre und alveoläre Phase

In der pseudoglandulären Phase (5. bis 17. Woche) ähnelt die Lunge einer tubulo-azinösen Drüse. In dieser Zeit wird der gesamte luftleitende Bronchialbaum einschließlich der Bronchioli terminales angelegt. Im kuboidalen Epithel des späteren respiratorischen Teils finden sich schon die Pneumozyten Typ II oder ihre Vorläufer.
Aus den Bronchioli terminales sprossen in der kanalikulären Phase (13. bis 25. Woche) die Canaliculi, aus welchen der gasaustauschende Teil des Bronchialbaums entsteht. Kapillaren wachsen entlang dem kubischen Epithel. Es entstehen die Acini oder respiratorischen Einheiten, welche die Bronchioli respiratorii und die Ductus alveolares umfassen. Das Epithel der Acini besteht zunächst aus Pneumozyten Typ II (Alveolarepithelzellen Typ II), aus welchen sich ab der 19. Woche auch Pneumozyten Typ I (Alveolarepithelzellen Typ I) entwickeln.
In der sakkulären Phase (25. Woche bis Geburt) entstehen am distalen Ende der Bronchioli terminales temporär große sackartige Erweiterungen, die Terminalsäcke. Es wird ein dichtes Kapillarnetz ausgebildet. Die Kapillaren werden eng benachbart mit dem respiratorischen Epithel. Die Produktion des Surfactant erfolgt ab der 28. Woche durch die Pneumozyten Typ II. Das Vorhandensein von Terminalsäcken und die Produktion des Surfactant sind wichtige Voraussetzungen für das Überleben von Frühgeborenen.
Die alveoläre Phase (29. Woche bis 8. Lebensjahr) ist durch starkes Längenwachstum der Bronchioli respiratorii und der Ductus alveolares gekennzeichnet. Die Alveolen entstehen einerseits durch Unterteilung der Terminalsäcke durch Bindegewebssepten, andererseits durch Auswachsen aus den am weitesten distal gelegenen Aufzweigungen. Zunahme der Alveolen bis zur Gesamtzahl von 300 bis 400 Millionen.
Bei der Geburt wird zwar die Lungenflüssigkeit ausgepresst. Um aber die Alveolen zu entfalten, muss beim ersten Atemzug ein sehr großer Widerstand überwunden werden. Nach der Entfaltung der Alveolen wird der Surfactant rasch in den Alveolarraum freigesetzt. Er breitet sich als monomolekulare Schicht aus und verringert die Oberflächenspannung. Damit wird der Kraftaufwand für das Atmen in entscheidender Weise reduziert.

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